Mit dieser Frage beginnt eine spannende Suche. Altbürgermeister Albert Köstler kann erläutern, dass sich der Historische Arbeitskreis vor mehr als 20 Jahren schon einmal mit diesem Kreuz befasst und die Umgebung in Ordnung gebracht hatte. Aber jetzt? Er verweist auf den OWV, der gute Verbindungen zu den tschechischen Nachbarn hat. Der ehemalige Vorsitzende des OWV, Walter Küblböck, freut sich über die Nachricht und will sich gleich selbst von den Neuigkeiten überzeugen. Doch habe er alle Unterlagen – auch die Verbindungen zur tschechischen Seite – an Bürgermeister Klaus Meyer abgegeben. Bürgermeister Klaus Meyer kann in dieser Frage insofern weiterhelfen, als er an den Verein „Zivot na Dylen – Leben am Tillenberg“, in dem er als Vertretung der Marktgemeinde Bad Neualbenreuth Mitglied ist, ins Spiel bringt. Vielleicht bringt eine Nachfrage dort Licht ins Dunkel? Ing. Jiri Malinak vom Verein antwortet auch sofort, dass die Gemeinde Lipová bei dem Sitzplatz ihre Hände im Spiel hat und ein Martin Mayer aus Lipová der Ausführende war. Von dem Kreuz weiß er leider nichts. Also ging es sofort nach Lipová zu Martin Mayer, um nähere Auskünfte einzuholen. Leider war er nicht zu Hause. Also blieb nur, ihm eine Nachricht zu hinterlassen. Nach einer Woche rief ein Herr Vondras aus Lipová im Namen von Herrn Mayer an, da dieser leider nicht Deutsch spreche. Wer kann bei dem Namen „Martin Mayer“ das ahnen? Herr Vondras berichtete, dass der Gemeinderat beschlossen hatte, diesen Sitzplatz zu errichten und Herr Mayer den Auftrag zur Ausführung bekam. Die Gemeinde hatte wohl zunächst hinsichtlich der Ausführung etwas Zierlicheres im Sinn, aber Martin Mayer hat sich mit seinem rustikalen Entwurf durchgesetzt. Zu dem Kreuz könne er leider nichts sagen – auf jeden Fall habe die Gemeinde Lipová damit nichts zu tun.
Nichts lag nun näher, als bei Familie Weber in Bad Neualbenreuth nachzufragen, von der bekannt ist, dass die vorherige Generation aus Boden stammt. Doch auch das war ein Irrweg, denn in Boden gab es 2 Familien Weber, die nur sehr weitläufig miteinander verwandt sind. Aber immerhin führte der Hinweis, dass es von der Familie Anton Weber noch Nachfahren in Bad Alexandersbad gibt, weiter. Dieses sei ebenfalls ein Anton Weber. Ein Anruf in Bad Alexandersbad ergab, dass er schon verstorben ist. Seine Frau aber freute sich sehr über den Anruf und die Nachricht, da sie oft mit ihrem Mann an diesem Kreuz vorbei hinter der Grenze spazierenging. Sie konnte berichten, wer in der Marktgemeinde ebenfalls Nachfahre von Anton Weber ist. Auch kannte sie den Anlass, aus welchem das Kreuz errichtet wurde. Aber wer das Kreuz restauriert hat, wusste auch sie nicht. Nach der Kontaktaufnahme zu dem Enkel von Anton Weber, Herrn Köstler in Maiersreuth, ergab sich folgendes Bild: Der Errichter des Kreuzes Anton Weber hatte 7 Kinder – 6 Mädchen und einen Buben. Die Geburt der jüngsten Tochter Maria verlief sehr schwer. Das Leben von Mutter und Tochter hing am seidenen Faden. Aus Dankbarkeit, dass beide die Geburt überstanden, errichtete Anton Weber dieses Kreuz. Doch niemand wusste, wer das Kreuz jetzt restauriert hat.
Manchmal verhelfen Zufälle einem auf die Sprünge: Bei einer Geburtstagsfeier kam das Gespräch wieder auf das Weber'sche Kreuz. Und da sagte Lorenz Frank, der einige Ackerflächen in Tschechien gepachtet hat, ganz einfach: „Natürlich weiß ich, wer das restauriert hat! Das ist der Herr Trpak aus Cheb-Haje, von dem ich das Land gepachtet habe!“
Ing. Jan Trpak aus Cheb |
Doch was war dessen Motivation? Waren Webers seine Verwandten? Um das herauszufinden, ging es noch einmal nach Cheb. Ing. Jan Trpak und seine Frau sprechen sehr gut Deutsch. Sie waren schon oft in Bad Neualbenreuth und haben die Gegend durchwandert und mit dem Rad erkundet. Ihr besonderes Interesse gilt der Geschichte des Kreises Eger. Eine umfassende Bibliothek zu diesem Thema gibt davon Zeugnis. Nach der „Samtenen Revolution“ gründete er mit anderen eine Firma, die vom tschechoslowakischen Staat 1991 Grundstücke erwerben konnte. Dazu gehören auch Felder, die einmal Bauern der Gemeinde Boden gehörten, nach dem 2. Weltkrieg enteignet wurden und in Staatseigentum übergingen. So steht das Weber-Kreuz jetzt auf seinem Grund und Boden. Bereits 1998 ließ Ing. Trpak die Kapelle der Heiligen Maria Magdalena in Vokov (Wogau) im Landkreis Eger auf eigene Kosten restaurieren. Damals erstellte der Architekt Ludek Vystyd aus Eger nach Originalunterlagen kostenlos die Projektunterlagen. Nun war es ihm ein Anliegen, auch das Weber-Kreuz wieder in Ordnung zu bringen. Wenige Informationen dazu hatte er dem Buch „Denkmäler im Egerland“ (herausgegeben vom Egerer Landtag e.V.) entnommen. Er beauftragte die Schmiede Pavel und Jiři Čada mit der Herstellung eines neuen schmiedeeisernen Kreuzes für dieses Flurdenkmal. Nach den Vorstellungen des Auftraggebers fertigte Jiři Čada das neue Kreuz an und montierte es auf dem alten Sockel:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen