Nur in der nördlichen Oberpfalz, im Landkreis Tirschenreuth, gibt es am Heiligen Abend den ungewöhnlichen Brauch "Die Specht füttern". Früher bekam niemand diese unheimlichen Gestalten - Brauchtumsfigur eines germanischen Naturdämons - zu Gesicht. Um sie zu besänftigen, muss man sie füttern. Dazu wurden Essensreste in den Garten gebracht und die Obstbäume geschüttelt, damit diese im nächsten Jahr wieder viel Obst tragen. Jetzt läuft alles etwas moderater ab:

Schaurig
schön ging es beim Füttern der „Specht’n“ in Maiersreuth zu. Gleich fünf der Angst
einflößenden dämonischen Gestalten tauchten mit ihren Sicheln und symbolischen
Schleifsteinen auf. Auch wenn der Spruch „Wetz de, wetz de – Baach aafschnei’n“
nicht mehr von ihnen gesprochen wird, schaute so manches Kind ängstlich drein.
Erst als sie – wie zunächst nur die ganz mutigen – entdeckt hatten, dass die mitgebrachten
Essensreste gegen Süßigkeiten bei der Specht eingetauscht werden können, wagten
sie sich hinter dem Rockzipfel der Mutter hervor. Die Erwachsenen konnten sich
derweil an Glühwein laben. Auch Kinderpunsch mit wunderbarem Holundersaft war im Angebot. So wurde viel Essen geopfert und die „Specht“ wird als Dank für ein
fruchtbares neues Jahr sorgen.